Die Kantone
Kantone und Halbkantone
Heute besteht die Schweizerische Eidgenossenschaft aus 26 Kantonen und Halbkantonen. Auch das ist wiederum typisch für die Eidgenossenschaft, denn in welchem anderen Land gibt es schon halbe Bundesstaaten? Die Erklärung dafür ist wiederum ganz einfach. Drei der 23 Kantone bestehen aus historischen Gründen aus zwei Halbkantonen. Dies sind
- Appenzell - Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden
- Basel - Basel-Stadt und Basel-Landschaft
- Unterwalden - Obwalden und Nidwalden
Relevant ist dieser Status bei der Besetzung des Ständerates und bei Abstimmungen, wenn das Ständemehr zum Tragen kommt. Aus diesem Grund spricht man von 23 Kantonen oder 23 Ständen. Die offizielle Reihenfolge der Kantone ist in der Bundesverfassung verankert, wenn auch die Reihenfolge viel älter ist, als die Verfassung. So standen in der Eidgenossenschaft der Acht Alten Orte die Landkantone bereits hinter den Städten Zürich, Bern und Luzern. Die weiteren Kantone werden nach deren Beitrittsjahr geführt.
K | W | Kanton | Beitritt | Hauptort | Fläche | Bewohner | Gemeinden |
---|---|---|---|---|---|---|---|
ZH | ![]() |
Zürich | 1351 | Zürich | 1728.8 | 1’242’488 | 171 |
BE | ![]() |
Bern | 1353 | Bern | 5958.9 | 950’209 | 398 |
LU | ![]() |
Luzern | 1332 | Luzern | 1493.5 | 352’311 | 103 |
UR | ![]() |
Uri | 1291 | Altdorf | 1076.6 | 35’246 | 20 |
SZ | ![]() |
Schwyz | 1291 | Schwyz | 908.3 | 133’358 | 30 |
OW | ![]() |
Obwalden | 1291 | Sarnen | 490.5 | 32’999 | 7 |
NW | ![]() |
Nidwalden | 1291 | Stans | 276.1 | 38’897 | 11 |
GL | ![]() |
Glarus | 1352 | Glarus | 685.2 | 38’380 | 27 |
ZG | ![]() |
Zug | 1352 | Zug | 238.8 | 102’247 | 11 |
FR | ![]() |
Freiburg | 1481 | Freiburg | 1670.8 | 242’679 | 182 |
SO | ![]() |
Solothurn | 1481 | Solothurn | 790.7 | 246’504 | 126 |
BS | ![]() |
Basel-Stadt | 1501 | Basel | 37.1 | 186’871 | 3 |
BL | ![]() |
Basel-Land | 1501 | Liestal | 517.5 | 263’194 | 86 |
SH | ![]() |
Schaffhausen | 1501 | Schaffhausen | 298.5 | 73’916 | 33 |
AR | ![]() |
Appenzell Ausserrhoden | 1513 | Herisau | 243 | 53’189 | 20 |
AI | ![]() |
Appenzell Innerrhoden | 1513 | Appenzell | 172.5 | 14’995 | 6 |
SG | ![]() |
St. Gallen | 1803 | St. Gallen | 2025.6 | 455’193 | 89 |
GR | ![]() |
Graubünden | 1803 | Chur | 7105.2 | 186’105 | 208 |
AG | ![]() |
Aargau | 1803 | Aarau | 1403.7 | 556’229 | 231 |
TG | ![]() |
Thurgau | 1803 | Frauenfeld | 990.9 | 229’882 | 80 |
TI | ![]() |
Tessin | 1803 | Bellinzona | 2812.5 | 314’563 | 201 |
VD | ![]() |
Waadt | 1803 | Lausanne | 3212.1 | 631’999 | 382 |
VS | ![]() |
Wallis | 1815 | Sion | 5224.5 | 281’020 | 158 |
NE | ![]() |
Neuenburg | 1815 | Neuchâtel | 803.1 | 166’949 | 62 |
GE | ![]() |
Genf | 1815 | Genf | 282.2 | 419’254 | 45 |
JU | ![]() |
Jura | 1979 | Delémont | 838.6 | 69’196 | 83 |
Tabelle: Kantone der schweizerischen Eidgenossenschaft nach offizieller Reihenfolge
Kurze Geschichte der Kantone
Urkantone
Uri, Schwyz und Unterwalden - die Halbkantone Obwalden und Nidwalden - sind die sogenannten Urkantone, welche 1291 die Eidgenossenschaft gründeten. Kantone wurden in der Alten Eidgenossenschaft auch Orte genannt. Deshalb ist auch von den Acht Alten Orten (achtörtige Eidgenossenschaft) und Dreizehn Alten Orten (dreizehnörtige Eidgenossenschaft) die Rede, wenn es um Vergrösserung des Bündnisses geht.
Als Zugewandte Orte wurden zu jeder Zeit Orte bezeichnet, welche nicht der Eidgenossenschaft angehörten, aber Verbündete waren.Da nach 1352 über mehr als hundert Jahre kein Kanton der Eidgenossenschaft beitrat, werden Zürich, Bern, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus und Zug die Acht Alten Orte genannt.
Ähnliches gilt für die 13 Alten Orte Zürich, Bern, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug, Freiburg, Solothurn, Basel, Schaffhausen und Appenzell. So trat doch zwischen 1513 und 1803 kein Kanton mehr der Eidgenossenschaft bei.
Helvetischen Republik
Nach der französischen Invasion, in der sogenannten Helvetischen Republik (1798 - 1803) wurden die Kantone zu reinen Verwaltungsbezirken ohne autonome Rechte degradiert. Um ähnlich grosse Kantone zu erhalten und die alte Ordnung zu schwächen wurden Grenzen geändert und neue Kantone gegründet. Dadurch enstanden für kurze Zeit die Kantone
- Säntis (Teile des heutigen Kantons St. Gallen und die beiden Appenzell),
- Linth (Teile der heutigen Kantone St. Gallen, Schwyz und Uri)
- Waldstätten (Teile der Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden und Zug),
- Oberland (Teile des heutigen Kantons Bern), Baden (Teil des heutigen Kanton Aargau), Oberlandv (Teile des heutigen - Kantons Bern), Baden (Teil des heutigen Kanton Aargau),
- Lugano und Bellinzona (beide Teile des heutigen Tessins).
Bereits im Jahre 1803 wurden diese künstlichen Kantone wieder aufgelöst und weitere Kantone traten, hauptsächlich sich zur Absicherung gegen Eindringlinge, der Schweizerischen Eidgenossenschaft bei. Dies waren die Kantone Aargau, Graubünden, St. Gallen, Thurgau, Tessin und Waadt.
Wiener Kongress
Nach dem Wiener Kongress (1815), an welchem Europa nach der Abdankung Napoleons neu geordnet wurde und die europäischen Grossmächte die “immerwährende Neutralität” der Nation anerkannten, traten die Kantone Genf, Neuenburg und Wallis der Schweizerischen Eidgenossenschaft bei. In der Folge wurden einige Zugewandte Orte, teils gegen deren Willen, in bestehende Kantone eingegliedert. Der letzte Kanton enstand durch die Abspaltung des Juras vom Kanton Bern im Jahre 1979.
Politisches System der Kantone
Ein Exkurs zum politischen System der Kantone
Kantonale Verfassung
Jeder der 26 Kantone und Halbkantone verfügt über eine eigene Verfassung sowie über eigene gesetzgebende (Legislative), vollziehende (Exekutive) und rechtsprechende (Judikative) Behörden. Parlament Alle Kantone haben ein Einkammer-Parlament, deren Namen von Kanton zu Kanton unterschiedlich sind. Sie heissen Grosser Rat, Kantonsrat, Landrat oder Parlament. Je nach Kantonsgrösse gibt es zwischen 58 bis 200 Parlamentssitze zu vergeben. Die Regierungen der Kantone bestehen aus fünf, sieben oder neun Mitgliedern. Auch diese werden, wen wundert’s, unterschiedlich bezeichnet: Regierungsrat, Regierung oder Staatsrat.
Kantonale Regelungen
Alle Bereiche, welche nicht durch Verankerung in der Bundesverfassung oder durch ein Bundesgesetz geregelt sind, werden kantonal geregelt. So zum Beispiel
- das Schulwesen,
- das Planungs- und Baurecht,
- das Polizeiwesen,
- kantonales Steuerrecht und andere.
Einige dieser Bereicht unterliegen aber auch starkem Einfluss der Bundesbehörden. Die Kantone wiederum geben Autonomie auch an die Gemeinden weiter. So zum Beispiel das Gemeindesteuerwesen. Das Ausmass der Gemeindeautonomie ist aber auch wiederum unterschiedlich. Kompetenzwirrwarr ist dadurch unumgänglich.
Landsgemeinde
Die direkteste demokratische Wahl- und Abstimmungsform, die Landsgemeinde, existiert nur noch in Appenzell Innerrhoden und Glarus. In allen andern Kantonen entscheidet das Volk an den Urnen bzw. schiftlich oder teilweise auch schon online.